110 Jahre SPD Furth im Wald

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Der SPD Ortsverein ist die älteste politische Gruppierung im Landkreis Cham

Die Geschichte der Further SPD

von den Anfängen 1909 bis heute
ein Lehrstück für ein demokratisches und soziales Miteinander in Furth im Wald

gesammelt und kommentiert
von Maximilian Riedl

gewidmet allen Mitgliedern der Further SPD seit 1909


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Inhalt:

 

Aller Anfang ist schwer:
Die Anfänge im Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zur Machtergreifung der Nazis 1933

Die lokalen Ereignisse muss man einordnen in eine übergeordnete Sicht. 1909 galten die Sozialdemokraten noch als „vaterlandslose Gesellen“. Erst am 4.August 1914 änderte sich das: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“- diese Verlautbarung des Kaisers war ein kurzer Burgfrieden für wenige Monate.

Das Kriegsende und die Novemberrevolution 1918 offenbarte bei den Sozialdemokraten eine Spaltung in die Mehrheitssozialdemokraten (SPD) und in die radikalere Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD). Die SPD mit Ebert trat für die „Verhütung des Chaos“ ein und für eine Weimarer Republik. Gegen deren Ende fehlt der Schwung der Begeisterung. Das Gesicht der SPD wird von der Gewerkschaft mitgeprägt. 1930 waren keine 10 Prozent der SPD-Mitglieder unter 25 Jahren. Die Straße gehörte den Radikalen...

Noch im Sommer 1933 wurde die SPD, die als letzte Partei gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat, verboten. In diesem Rahmen muss das Geschehen der Orts-SPD gesehen werden. Worauf man aber stolz sein kann: Die Partei hatte – im Gegensatz zu anderen - eine Namensänderung nie nötig.

Aller Anfang ist schwer. Als Umkehrung der Aussage vom leichten Beginnen stellen sich die Anfänge des Ortsvereins der Further Sozialdemokraten dar. Denn es gab gleich mehrere Starts... (Rechtschreibung bei Zitaten aus den Protokollbüchern wie im Original!)  

Anlässlich der am 26.September 1909 und durch öffentliche Plakate angekündigten u. von Jos. Kachelmeier einberufenen Volksversammlung im Baykellersaal Nachmittag 3 Uhr an, fand nach Schluß der Versammlung die Gründung eines Sozialdemokratischen Vereins Gau Nordbayern statt u. wurden hierzu folgende Herren in die Vorstandschaft gewählt:

1. Valentin Silberhorn ( als Vorstands-vorsitzender) 2. Jos. Kachelmeier (Kaßier) 3. Michl Fischer (Schriftführer) 4. Alois Ertl (Revisor) 5. Joh. Seidl. Hierauf wurde zur Aufnahme neuer Mitglieder geschritten u. ergab daß sich sofort 23 Herren inkl. der Vorstandschaftsmitglieder zur Bildung eines oben genannten Vereins bereit erklärten.“

Erster Eintrag im Protokollbuch

Es fanden laut Protokollbuch im Anschluss dran mehrere Versammlungen und Sitzungen statt. Protokoll am 3. April: „... Weiteres wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, am Sonntag den 1.Mai laufenden Jahres im Postgarten eine Öffentliche Volksversammlung mit sich daran anschließender Maifeier abzuhalten.“

Doch es knirschte schon im Gebälk. „Protokoll zur außerordentlichen Mitglieder- Versammlung am 20 April 1910 abends 8 Uhr im Vereinslokal bei Genossen Silberhorn.

Tagesordnung. 1. Vorstandswahl: Gen. Xaver Regner gewählt 2.Schriftführerwahl: Gen. Joseph Regner gewählt 3. Sonstiges. Ausgeschlossen wurde wegen grobiger Verstöße gegen die Partei Gen. Michael Fischer. 4. Versammlungen finden abwechselnd bei Gen. Silberhorn und Gen. Hierstetter statt. 5. Der Herr Bezirksvorstand Max Walther aus Nürnberg war anwesend und Leiter der Wahl. 6. Als neues Mitglied wurde aufgenommen Joseph Regner.“

Offenkundig war das für eineinhalb Jahre das letzte Zusammentreffen der Genossen. „In der Zusammenkunft, die am 8. Oktober 1911 im Postgarten zu Furth stattfand, wurde der Sozialdemokr. Verein Furth neu konstituiert und als Vorstand Josef Rank, Holzschuhfabrikant gewählt. - Max Walther, Gausekretär “

Protokoll vom 12. Mai 1912, geschrieben von Josef Rank: „ Es wurden Monatsversammlungen durch Unterschriften eingeladen, es sind nur jedesmal erschienen die Vorstantschaft, die übrigen Midglieder sind indrese los.& bleiben der Organisation fern, beratungen von den Vorstantschaftsmitgliedern finden Wöchentlich 2-3 mal stat, wir haben schon ale Hebel in bewegung gesetzt um das hisige arbeitsfeld zu behaupten, aber die hisigen arbeiter sind zu feig das wirklich keine beserung für die dinge der hisigen arbeiter in aussicht steht.“

„Am 1. November 1916 hat sich in Furth im Wald die Sektion der Sozialdemokratischen Partei neu gegründet. Gründungsmitglieder sind die Genossen und Genossinnen: Xaver Regner, Philipp Margeth, Franz Buschack, Josef Buschack, Josef Muck, Emil Stelzer, Joh. Kohlbeck, Josef Gobernay, Lucie Simeth, Katharina Franz, Anna Gruber, Therese Franz.“ Am 18. November 1916 wurde im Gasthaus Silberhorn gewählt: 1. Vorstand: Philipp Margeth; Kassier: Xaver Regner, Schriftführer: Josef Kerner; Revisoren: Josef Rank und Alois Ertl.“

 

Philipp Margeth als Redner bei der Kundgebung auf dem
Further Stadtplatz

Die Revolution im Jahr 1918

1918: Die Wirren der Revolutionszeit schlagen auch auf Furth über. Am Stadtplatz demonstrieren unabhängige Sozialdemokraten und Kommunisten „gegen die alten Patrioten und für die Internationale „Der konservative Bürgermeister Anton Kerner wird gezwungen, hinter der roten Fahne einher zu marschieren und die linken Parolen des Wortführers Philipp Margeth anzuhören. Bitterer Ernst, wie in der Landeshauptstadt, wird die Revolution nicht.“ (Zitat aus der Stadtchronik Furth i. Wald 1332-1982 ; S. 118)

 

Nach dem 1. Weltkrieg beschloss man am 4. Jan. 1919, dass man sämtliche Ausgänge der Stadtpfarrkirche besetzen würde, um Flugblätter zu verteilen. Am 30. Januar 1919 wandte man sich in einer „Stellungnahme gegen die hiesige Lokalzeitung“. Die Neuwahlen am 28. Juni 1919 erbrachten mit Josef Federl einen neuen Ortsvorsitzenden. Margeth wird sein Stellvertreter. Weiter „nehmen die Genossen von dem Austritt Silberhorns sen. mit Befriedigung Kenntnis, weil nun wieder Ruhe und Frieden in unseren Reihen herrscht. Die Anwesenden bestätigten das parteischädigende Treiben S. während seiner Mitgliedschaft.“

Bei der Jahresgeneralversammlung am 24.7. 1920 wird Federl bestätigt, sein Stellvertreter ist nun Franz Horn, Kassier Philipp Margeth, der aber laut den Protokollen oft Versammlungsleiter ist. Die Neuwahlen am 25. Juni 1921 ergaben als 1.Vorstand Philipp Margeth mit Wiederwahlen am 22.9.1923 und 25.1.1925.

Wegen der Verschenkung eines Feldes an den Stadtrat Georg Hackl leitet am 22.Mai 1922 Philipp Margeth (SPD) ein (erfolgloses) Misstrauensvotum gegen den amtierenden Stadtrat ein. 1924 werden der Handelsmann Philipp Margeth, der Maurer Wolfgang Ertl und der Gastwirt Josef Hofer in den Stadtrat gewählt.

Am 17.Dezember 1927 finden sich Margeth als Kassier und sein bisheriger Stellvertreter Federl als Schriftführer wieder. 1. Vorsitzender wird der Bauarbeiter Johann Hastreiter, sein Vertreter Oskar Mages. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger Jahre bis Anfang der Dreißiger Jahre trifft es die Grenzstadt besonders hart. Die Arbeit suchenden Bauern unterbieten die Stundenlöhne der Arbeiter. Die Glasfabrik war damals schon mit ca. 400 Arbeitern größter Arbeitgeber. Am 28. April 1929 sind bei der SPD Margeth und Federl wieder Ortsvorsitzende, Hastreiter wird Beisitzer. Am 15. März 1930 wird Margeth bestätigt, sein Stellvertreter ist Andreas Rosnitschek, ebenso geschieht dies per Akklamation am 21. März 1931. Bei den Stadtratswahlen 1929 werden von der SPD-Liste Philipp Margeth und der Hüttenmeister Wilhelm Brunner in den Stadtrat gewählt.

Bis zum Beginn der Nazizeit wurde die SPD von ihnen nahe stehenden Organisationen unterstützt: dem Arbeitergesangsverein „Volkschor“ (Dirigent 1933. Hans Frimberger), dem „Touristenverein der Naturfreunde“, dem „Arbeitersportverein“( beide Vereine leitet 1933 Johann Rosnitschek) und dem Kampfbund „ Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ (Leiter 1933: Georg Alt) , der seit 1924 existierte. Das Vermögen dieser ab 1933 verbotenen Organisationen wird beschlagnahmt und nationalsozialistischen Gruppen übertragen.

Für cirka 150 -160 Versammlungsteilnehmer fand am 12.12.30 im Baysaal öffentliche Parteisitzung unter Ausschluss der Nazi statt“, heißt es im Protokollbuch.

Die Wahlen der Jahre 1932 und 1933 brachten der SPD Zuwächse: Bei der Landtagswahl am 24.4.1932 war SPD noch abgeschlagen hinter der Bayerischen Volkspartei (966), der NSDAP (443), der KPD (360) dem Bayerischen Bauernverband (230) mit 210 Stimmen; die Reichstagswahlen am 31.7.1932 brachten für die SPD 312 Stimmen; am 6.11.1932 dann 343 Stimmen und am 5.März 1933 (letzte „freie“ Wahlen) 370 Stimmen. Damit waren sie hinter der NSDAP (1011) und dem BVP (911) die dritte Kraft in Furth im Wald vor der KPD (342) und dem BBB (62). Am 21.Jan. 1933 fand im Gasthaus „Stern“ die - wie es sich zeigen sollte - für zwölf Jahre letzte Generalversammlung der SPD statt. Bei der Neuwahl wurde als 1.Vorstand Andreas Rosnitschek und als sein Stellvertreter Philipp Margeth gewählt. Weiter: Kassier Wilhelm Benner, Schriftführer Ludwig Kögler.

Es war wenige Tage vor der Machtergreifung von Adolf Hitler. Der letzte Protokolleintrag lautete in Zuversicht und nichtsahnend, was die nächsten 12 Jahre an Terror gerade auch für die Sozialdemokraten bringen würde: „Genosse Margeth gibt noch in kurzen Worten bekannt, dass er betreffs Mai-Gedenkfeier bemüht sein wird alle umliegenden Ortsgruppen zu gewinnen. Dass sich alle in Furth im Wald treffen, um die Feier großzügiger zu begehen. Hierauf dankte der neugewählte 1. Vorsitzende Rosnitschek den Anwesenden für das Vertrauen und schloss mit einem „Frei-Heil“ um halb 12 Uhr die gut besuchte Versammlung.“ (Ludwig Kögler, Schriftführer)

 

 

 



Die Further Sozialdemokraten in der Nazizeit

 

Bei der Stadtratsumbildung am 22. April 1933 werden die SPD-Mitglieder Georg Alt (Mauerer) und Alois Bruckner (Holzschuhmacher) Stadträte. Der SPD- Stadtrats-Ersatzmann Konrad Schwarz wird wegen seiner „schimpflichen“ Äußerungen gegen die Reichsregierung und den Reichskanzler Hitler verhaftet. Die SPD wird aber durch ein Stadtratsdekret vom 13. Juni 1933 aufgefordert, ihre Stadträte zurückzuziehen. Am 22. Juni 1933 wird die SPD in Deutschland verboten. Philipp Margeth teilt am 6. Juni 1933 mit, dass sich der sozialdemokratische Ortsverein bereits im März 1933 aufgelöst habe.

1933 wird Philipp Margeth (1878-1963), dem Daniel Muggenthaler den Artikel „Ganz freche Burschen- Zerschlagung und Widerstand der Arbeiterbewegung in Furth im Wald 1933 – 1934“ im sehr lesenswerten Bilderlesebuch „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ (1985) widmet, dreimal verhaftet: Ebenso kommt nach Dachau Alfred Peter- und kehrt vor allem psychisch zerstört zurück . ( nebenbei: Noch übler ergeht es dem Kommunisten Anton Ohlschmid im KZ Flossenbürg. ) Der Volkschorleiter Frimberger wird am 11. März 1933 wegen Attentats-drohungen gegen Hitler bis September 1933 ins Konzentrationslager Dachau gebracht.

Der spätere SPD-Kreis- und Stadtrat Anton Fenzl ( von 1956-1972) erklärt, warum keine Aktivitäten der SPD mehr stattfanden: „Man hat sich nicht mehr getraut politisch in Aktion zu treten, denn man hatte Angst vor Denunziationen.“

Lediglich der Literaturschmuggel des „Vorwärts“ über die deutsch-tschechische Grenze wurde von Philipp Margeth betrieben. Margeth wurde aber verhaftet und zu zwei Jahren und neun Monaten Zuchthaus in Straubing verurteilt. Nach seiner Entlassung 1937 wurde er in Schutzhaft genommen, durfte Furth im Wald zwei Jahre nicht betreten und hielt sich unter Auflage eines täglichen Polizeireports im Münchner Raum auf.

 

 

 

 

 

Georg Alt (1898-1947): Sozialdemokrat sein in schwerer Zeit

 

Auch für ein einfaches Mitglied wie Georg Alt, der bereits in den Zwanziger Jahren ein engagiertes SPD-Reichsbanner- und Gewerkschaftsmitglied war, war die Zeit bitter.

Aus den 1992 handgeschriebenen Erinnerungen von Karl Alt: Vater kam zweimal in Schutzhaft. Mit Philipp Margeth kam auch unser Vater für einige Tage in Schutzhaft. Bei der zweiten Verhaftung war ich Zeuge. Dabei begleitete den Gendarmen ein junger S.A. Mann in Uniform, bewaffnet mit Militärgewehr. Genau dieser junge Mann hat ihn mit anderen jungen arbeitslosen Leuten gebeten für die SPD als Stadtrat zu kandidieren. Man versprach ihm die sichere Unterstützung. Vater traf die Wandlung dieses jungen Mannes wie ein Schock. Bei dieser Verhaftung bat Vater den Beamten den S.A.-Mann in gebührenden Abstand zu halten. Der Gendarm entsprach dieser Bitte. Nach einigen Tagen Schutzhaft bekamen die Inhaftierten eine Erklärung zur Unterschrift vorgelegt, sich nicht mehr gegen die Nationalsozialisten zu betätigen. Andernfalls wurde ihnen mit der Einweisung ins Konzentrationslager gedroht. Es blieb keine andere Wahl als die Unterschrift.

Einige Zeit später erfolgten dann die Hausdurchsuchungen bei den bekannten Funktionären. Durch Indiskretionen, Unwägbarkeiten und Drohungen mit weiteren Verhaftungen mussten die versteckten Gegenstände preisgegeben werden. Darunter war auch eine sehr schöne Fahne der Ortsgruppe „Reichsbanner“. Diese wollte man ganz sicher verstecken, bei Schmidberger Georg (Schwiegervater des Schweizer Jackl). Ein unglücklicher Zufall war es, dass auch diese Fahne preisgegeben werden musste. In der Folge stellte man unseren Vater als „politisch unzuverlässig“ hin. Trotzdem er bei den damaligen Bauunternehmen als Facharbeiter sehr geschätzt war, bekam er sehr wenig Arbeitsmöglichkeiten. Es waren Jahre dabei, da reichte es nicht einmal für die Arbeitslosenunterstützung. Durch persönliche Vorstellung beim damaligen Landrat und Anschreiben der „Arbeitsfront“-Organisation gelang es Vater erst 1937 ein festes Arbeitsverhältnis zu bekommen. Auch Kameraden vom Soldatenbund setzten sich für ihn ein. Das war eine bittere Zeit in jeder Beziehung für Vater.“

 

 




Die Nachkriegszeit bis Ende der Sechziger Jahre

Fast als wäre nichts gewesen, führt Schriftführer Ludwig Kögler auf der nächsten Seite des Protokollbuches mit feiner, leserlicher Deutschen Schrift fort: „Protokoll vom 15.12.1945: Über die erste nach 12 Jahren wieder abgehaltene Mitglieder-Versammlung im Gasthaus Ostende."

Anwesend waren 40 meiste frühere alte Mitglieder der SPD. Um 7.15 Uhr (19.15) eröffnete 1. Vorstand Genosse Margeth die Versammlung und gab die Genossen in Erinnerung, die durch den Faschismus gestorben sind. Es sind dies: Reichstagsabgeordneter Toni Pfülb, die Landtagsabgeordneten Bayerer und Schlichtinger, die Parteivorstände Otto Wels( der 1933 sich im Reichstag gegen Hitler stellte) und Hans Vogl.“ Die an diesem Tag gewählte erste Vorstandschaft der Further Sozialdemokraten bestand aus 1.Vorstand Philipp Margeth, 2. Vorstand Andreas Rosnitschek, Schriftführer Ludwig Kögler, Kassier Franz Pohmer, den Beisitzern Ludwig Berghammer und Johann Schober, den Propagandabeauftragten Johann Mellar sowie Johann Ruschka jun. und Emil Böhm ( Sport und Jugend). Einen Tag später fand nachmittags um 3 Uhr in der Turnhalle die erste Kundgebung der SPD statt, eingeleitet von der Musikkapelle Dimpfl-Hastreiter.

Es begrüßte die Anwesenden Philipp Margeth, der nach dem 2. Weltkrieg von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt worden war.

Am 25.1.1947 wurde bei der Wahl zum Ortsvorsitzenden Margeth mit 51 Stimmen ohne Gegenstimme und Enthaltung gewählt, 2.Vorstand Ludwig Berghammer und als 3. Vorstand brachte sich erstmals Oskar Kögler ins Gespräch. Bei der Mitgliederversammlung am 17.5.1947 war als Punkt 3 das Verhältnis SPD und KPD angesprochen. „Genosse Peter , der Mitglied der KPD war und zur SPD übergetreten ist, beleuchtete in einem ausführlichen Bericht, warum er aus dieser Partie austrat und man konnte sich ein Bild machen, wie es in dieser Partie zugeht.“ (Auszug aus dem Protokoll)

Die Nachkriegszeit war schnelllebig. Gab es noch am 10.8.1947 in der Turnhalle eine Kundgebung mit dem sozialdemokratischen Innenminister Seifried, so erklärte der Landtagsabgeordnete Roiger (SPD) den Genossen im Gasthaus Ostende, warum die SPD aus der Regierung ausgetreten sei. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9.11.1947 zu Kandidatenaufstellung erhielt Alfred Peter (Listenplatz 4) die meisten Stimmen noch vor Margeth (Listenplatz 1). Stadträte wurden am 25.4.1948 in Reihenfolge der Stimmenzahl Alfred Peter, Philipp Margeth, Ludwig Berghammer, Franz Kerscher und Anton Fenzl. (Nachfolger von Fenzl wurde Stadler.)

Am 23. Jan. 1949 waren zur Generalversammlung im Gasthaus Ostende 42 der 120 Mitglieder der SPD erschienen. Margeth wurde wiedergewählt, Andreas Rosnitschek wurde als geschäftsführender 2. Vorsitzender gewählt. Am 31. Juli 1949 sprach am Stadtplatz Waldemar von Knörringen (SPD). Die Landtagswahlen am 14. August 1949 gingen für die SPD nicht gut aus. Im Protokoll schrieb Schriftführer Otto Heil: „Leider war der Wahlsieg nur in Furth im Wald vollkommen. Aber die Zeit wird es noch bringen, dass wir einmal Sieger sein werden!“

Am 11. 3. 1950 gedachte man des 25 Jahre zuvor verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) und schritt zu den Neuwahlen, die Margeth als Ehrenvorstand und Oskar Kögler als Vorstand brachten. Spätestens jetzt war Oskar Kögler eine neue Leitfigur: Am 5.1.1952 wurde er hinter Alfred Peter und Philipp Margeth an dritter Stelle zur Kommunalwahl gesetzt. Bei der Kandidatenaufstellung (Kreiskonferenz am 18.1.1952 im Altlandkreis Cham) war Alfred Peter hinter Michael Zimmermann Nr. 2, Philipp Margeth Nr. 4, Ludwig Berghammer (Nr. 5), Paul Wochnik (Nr. 6) und Oskar Kögler Nr. 10 von 44 Kandidaten der SPD.

Bei der Bürgermeisterwahl am 30.3.1952 setzte sich Alfred Peter gegen den amtierenden Bürgermeister Wild durch.

Peter erhielt 2911 Stimmen als Stadtratskandidat, Kögler 1555, Margeth 1306, Kerscher 1297 und Berghammer 1244 Stimmen. Für den Kreisrat brachte es Peter auf 5736 Stimmen vor Oskar Kögler (4239), Margeth und Kerscher (je 3854). Protokollauszug über den gelungenen Coup: „Am 4.4.1952 fand bei Genossen Margeth eine Versammlung über die überraschenden Resultate der Wahl statt.“

Am 13.2.1953 gab es eine Jahreshauptversammlung im Lokal des Genossen Margeth. „Genosse und Bürgermeister Peter gab ausführlichen Bericht über das vergangene Jahr 1952 von der Stadtverwaltung, Schulhaus, Krankenhaus und Glasfabrik! Altbürgermeister Wild hatte nichts getan für die Glasfabrik und nichts in Erwägung gebracht. Die Glasfabrik hat nur unter Einwirkung der SPD Steuerbegünstigung erreicht.“ (Protokoll).

Margeth und Kögler blieben SPD-Ortsvorstände. Bei der Generalversammlung am 17.April 1955 eröffnete Alfred Peter die Versammlung, bei der die Vorstände bestätigt wurden. Bei den Kommunalwahlen am 18.3.1956 gingen als Stadträte hervor Oskar Kögler, Philipp Margeth, Franz Kerscher, Ludwig Berghammer und Anton Fenzl. Zu Kreisräten wurden gewählt Alfred Peter, Philipp Margeth, Oskar Kögler und Michl Scheuer. Die SPD-Neuwahlen am 13.4.1956 bestätigten Margeth und Kögler. Bei der Mitgliederversammlung am 9.11.1956 in der Brauerei Hofer „betrachtet es Bürgermeister Peter weiterhin als Aufgabe Nr. 1 die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Förderung des sozialen Wohnungsbaues.“

Aber es knirschte innerhalb der Orts-SPD. Es fanden in den Folgejahren dem Protokollbuch zufolge kaum mehr Sitzungen und Versammlungen statt. Die führenden Leute waren auch überlastet mit Aufgaben in Stadt und Landkreis. Der Kassenbericht wurde nicht fertig. Zur Jahreshauptversammlung am 25.1.1959 waren 11 Genossen und 1 Genossin erschienen - so wenig wie nie zuvor. „Philipp Margeth trat aus Gesundheitsrücksichten und infolge hohen Alters als Vorsitzender des Ortsvereins und als Stadtrat zurück und wurde für seine fast 50jährige Tätigkeit zum Ehrenvorsitzenden einstimmig gewählt.“ (Protokoll)

Neuer 1. Vorstand wurde Sebastian Späth, 2 Vorstand Franz Kerscher, Kassier Margarete Süß. „Über die Frage 50-jähriges Gründungsfest (Ortsverein Furth im Wald) oder nicht wurde abgestimmt und einstimmig befürwortet. Die Durchführung der Feier soll endgültig nach der Gebietskonferenz in Angriff genommen werden.“ (Protokoll vom 4.10.1959, weitere Protokolleinträge hierzu finden sich nicht mehr...)

Offensichtlich nahm Oskar Kögler die Dinge wieder in die Hand. Im Nebenzimmer der Brauerei Hofer fand man sich am 29. April 1960 zur Jahreshauptversammlung ein. Der bisherige 1. Vorsitzende Späth, der schon acht Wochen wegen einer Knieverletzung im Krankenhaus lag, ließ Grüße ausrichten. Bei der Rückschau zur Kommunalwahl stellt das Protokoll fest: „War die Bürgermeisterwahl wieder ein voller Erfolg, so konnte die Stadtrats- und Kreistagswahl keinesfalls befriedigen. Genosse Kögler bekannte, dass der Wahlkampf zu lau geführt wurde.“ Bei der Neuwahl zur SPD-Vorstandschaft setzte sich Oskar Kögler mit 14 gegen Späth (3 Stimmen) durch, Otto Benner wurde sein Stellvertreter.

Am 17. Mai 1961 sprach im Nebenzimmer der Brauerei Hofer Oskar Kögler „der auf der Wahlkreiskonferenz für den Wahlkreis 216 zur Bundestagswahl am 17.9.1961 gewählt wurde, über die Probleme und Aufgaben für den Wahlkampf, die er durch seine Kandidatur auf sich genommen hat.“ Bei der Mitgliederversammlung am 26.Jan. 1962 im Nebenzimmer des Gasthauses Himmelreich gab Kögler einen Rückblick über das Jahr 1961. Die Bundestagswahl hätte große Erfolge gebracht. „Kögler hat sich gut geschlagen.“(Protokoll) Er wurde auch zum Landtagskandidaten für die Wahl am 25. November 1962 einstimmig gewählt. Bei der Wahl hatte Oskar Kögler trotz unermüdlichen Einsatzes (54 Versammlungen, 1080 Freizeitstunden geopfert, 3022 Kilometer gefahren, weiter 18 Versammlungen mit 2000 Kilometer Fahrt im Wahlkreis Burglengenfeld, fast ausschließlich persönliche Finanzen) keine Chance, wurde aber erster Ersatzmann für die Oberpfalz.

1963 feierte man in ganz Deutschland „Hundert Jahre SPD“. Punkt 5 der Mitgliederversammlung vom 15. März 1963 besagt: „Endlich soll auch die 50- Jahrfeier des Ortsvereins durchgeführt werden.“ Bereits am 26. April 1963 traf man sich im Himmelreich wieder. Auf der Tagesordnung stand die Ehrung von Philipp Margeth, der am 30.März 1963 verstorben war. Über 25 Jahre war er Stadt- und Kreisrat. „Genosse Margeth musste während des tausendjährigen Reiches für seine aufrechte Gesinnung mehrere Jahre Haft und Trennung von seiner Familie in Kauf nehmen.“

Die Durchführung der Hundertjahrfeier wurde zweimal verschoben und im Rahmen einer „schlichten, kleinen Weihnachtsfeier“ im Himmelreich am 22. 12. 1963 durchgeführt. Kurz vor Vollendung seines 59. Lebensjahres stirbt 1964 Bürgermeister Alfred Peter. Als Tagesordnungspunkt der erweiterten Vorstandschaftssitzung am 14.2. 1964 im „Himmelreich“ steht die Wahl des Bürgermeisters am 19. April an. Zur entscheidenden Mitgliederversammlung zur Kandidatenaufstellung kommen 35 Genossen, die mit großer Mehrheit für Walter Rosnitschek als Kandidaten stimmen. Dieser unterliegt mit 1877 Stimmen gegen Gottlieb Dimpfl (2797 Stimmen). Am 17. Juni wird in der Orts-SPD neu gewählt. Kögler bleibt 1. Vorstand, sein Stellvertreter wird Walter Redl.

 




Alfred Peter : Ein sozialer und demokratischer Bürgermeister

Alfred Peter war ein Sohn der Stadt. Sein Lebensweg war gekennzeichnet vom Streben nach ideellen Zielen. Er hatte sich für den Sozialismus ebenso eingesetzt wie für das Wohl seiner Heimatstadt Furth im Wald. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte der Lokomotivführerssohn Alfred Peter das Maschinenschlosser-Handwerk und er war auch in den folgenden Jahren bei verschiedenen Firmen in Hamburg, München und Weiden tätig. Dabei interessierte er sich von frühester Jugend an für die Tätigkeit der Gewerkschaften, er war auch aktiv in der damaligen Arbeiterbewegung tätig. Diese seine Tätigkeit brachte ihn selbstverständlich in die Gegnerschaft zu den National-sozialisten. Die Zeit von März 1933 bis Mai 1934 musste er im Konzentrationslager Dachau verbringen.

Alfred Peter sprach nicht gerne von dieser schweren Zeit, aber es war bezeichnend, dass ihn 1934 nach seiner Entlassung ein Nervenzusammenbruch für lange Zeit ans Krankenlager fesselte. …

Nach dem Krieg verfolgte er sofort wieder seine politische und soziale Richtung. Er war lange Zeit 1. Vorsitzender des DGB-Ortskartells Furth und auch führend in der Further sozialdemokratischen Parteigruppe tätig. Beruflich kehrte er als Betriebsschlosser und Werkmeister an seinen alten Arbeitsplatz in der Lederfabrik Perlinger zurück. Die SPD nominierte in 1948 als Stadtratskandidaten und Alfred Peter erhielt bereits damals mit die meisten Stimmen. Nach vierjähriger Tätigkeit im Stadtrat wurde er am 1.Mai 1952 zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Furth gewählt, 1956 mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt und 1960 erneut mit noch größerer Mehrheit in diesem seinem Amt bestätigt.

Kaum ein Further Bürgermeister genoss bisher in so großem Maße das Vertrauen der Bevölkerung. Bei seinem Amtsantritt als Bürgermeister stand Alfred Peter einem Übermaß von dringenden Aufgaben gegenüber. Der bereits eingeleitete Mittelschulneubau musste zu Ende geführt werden, eine Berufsschule errichtet und das Krankenhaus erweitert werden. Badbau und Neubau der Festhalle waren ganz besondere Anliegen. Er forcierte den sozialen Wohnungsbau der Stadt, bemühte sich um den Ausbau des Strom- und Wassernetzes, um Kanalisation und Kläranlage. Die Planung und Entwicklung der verschiedenen Neubausiedlungsgebiete bewältigte er wie den Straßenbau und die Maßnahmen zur wirtschaftlichen Gesundung der Stadt.

„Maschinenschlosser repariert Grenzlandwirtschaft“ lautete einst eine Schlagzeile über den Bericht, der sich mit den Leistungen von Bürgermeister Peter auf dem Gebiet der Industriealisierung befasste. Als einer der ersten im ganzen Grenzland hat er sofort nach Amtsantritt die größten Anstrengungen in dieser Richtung unternommen und dabei auch nennenswerte Erfolge erzielt….

Die Stadt Furth hat in ihm einen Bürgermeister verloren, der über alle Parteigrenzen hinaus in erster Linie auf das Wohl der Stadt bedacht war. Er hat sich wahrlich um die Stadt und ihre Bevölkerung verdient gemacht.

Zeugnisse über Alfred Peter:

„Durch die unbedingt notwendigen Bauten nach dem Krieg wurde der Haushalt der Stadt stark belastet. Der neue Stadtrat mit Bürgermeister Alfred Peter musste sich schweren Herzens entschließen, Ausgabenbeschränkungen durchzuführen...In der Bautätigkeit und in der Ansiedlung von Zweigniederlassungen größerer Industriebetriebe hat Bürgermeister Peter mit seinem Stadtrat große Erfolge erzielt..... Möge Gott dem unermüdlichen Wirken des Bürgermeisters Alfred Peter und seinem Stadtrat den reichsten Segen geben.“

(Josef Pongratz 1959 in der Stadtchronik Furth im Walde; S. 255-256)

1.Mai 1952: Alfred Peter wird Bürgermeister der Grenzstadt. Die Bemühungen um die Beseitigung der Wohnungsnot, eine Reihe von Betriebsansiedlungen und erste Versuche, den Fremdenverkehr zu einer Einnahmequelle werden zu lassen, bestimmen sein zwölfjähriges Wirken. ( Stadtchronik 1982, S. 121)

Eine der besten Charakterisierungen Alfred Peters stammt von seinem Bruder:

„Auf Drängen seiner Anhänger ließ er sich als Kandidat für die Bürgermeisterwahl aufstellen. Sein bisheriger Einsatz als Helfer aller unverschuldet in Not Geratenen gab den Ausschlag. In einer reinen Persönlichkeitswahl siegte er gegen den bisherigen, langjährigen und verdienten Bürgermeister. Die Konservativen riefen: „Ein roter Bürgermeister! - Ein Unglück für die Grenzstadt! Wie soll das weitergehen?“

Manche gaben aus Protest ihre Ämter auf. Er sagte gelassen: „Jeder Mensch ist zu ersetzen. Dann übernimmt eben ein anderer.- Und wenn einer sein Amt so leichtfertig „wegwirft“, dann war er nicht der richtige Mann dafür.“ Schnell eroberte er sich die Herzen aller Bürger. Er arbeitete ehrenhalber Tag und Nacht für die Stadt und kannte keinen Unterschied zwischen den Parteien. Über allem hatte ein Ziel zu stehen: Furth, der Hohenbogenwinkel, die Heimat. Nicht nur in Furth im Wald, auch bayernweit gewann er Sympathien. So bot ihm sogar der Ministerpräsident das „Du“ an und ermunterte ihn, in die große Politik einzusteigen.

In kurzer Zeit hatte er eine Position erreicht, wie kaum ein Further Bürgermeister vor ihm. Die Presse schrieb: „Maschinenschlosser repariert die Grenzland-Wirtschaft.“

(Sein Bruder Siegfried Peter alias Friedl Thorward stellte Alfred Peter im Roman „Die Müllerbuben von Eschlkam“ (S. 188-189; Morsak Verlag) dieses literarische Zeugnis aus. Im Roman hat Alfred Peter den Namen Albert Röder. Thorwald erzählt auf den letzten Seiten der Biografie seiner Familie die Lebensgeschichte seines Bruders von der Verfolgung durch die Nazis bis hin zu seinem Tod 1964)

Damit ist die Phase der Neugestaltung nach dem 2. Weltkrieg abgeschlossen. Auch die SPD-Protokollbücher aus dem Archiv der Stadt Furth im Wald geben für diese Zeit nichts Entscheidendes mehr her.

Nach dem 2. Weltkrieg hatte Furth im Wald zwei SPD-Bürgermeister. Philipp Margeth wurde Bürgermeister wegen seiner aufrechten Haltung gegen über den Nationalsozialisten und Dank der Besatzungsmacht USA. Alfred Peter wurde Bürgermeister einmal wegen seines persönlich umgänglichen, uneigennützigen Wesens und wegen des geschickten Managements von Oskar Kögler, der Margeth zur Nichtkandidatur überredete.

Im Land selber hat sich in dieser Zeit viel getan: Mitte der Fünfziger Jahre regierte Bayern eine Viererkoalition unter SPD-Führung, später in Bayern mit großen Mehrheiten dann die CSU. Bis Mitte der Sechziger Jahre wird die Bundesrepublik Deutschland von CDU/CSU/FDP geführt, bis im Nachgang zu den Studentenrevolten 1968 dann ab 1969 die SPD mit Willy Brandt „mehr Demokratie wagt“, nachdem es drei Jahre lang von 1966-1969 eine große Koalition gab.

 




Oskar Kögler- einer der bedeutendsten Kommunalpolitiker

 

Oskar Kögler, geboren am 2. August 1917 in Furth im Wald und am 29. Februar 2004 in seiner Heimatstadt gestorben, war nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg 1946 in die SPD eingetreten und hatte sich im besonderen Maße für die Unterprivilegierten und sozial Schwachen eingesetzt. Wenn man in Furth im Wald vom „Oskar“ sprach, dann meinte man Oskar Kögler. Er war „einer der bedeutendsten Kommunalpolitiker unserer Heimat.“ (Michael Mandl)

Von 1950 bis 1975 (mit kurzer Unterbrechung in den Fünfziger Jahren) leitete Oskar Kögler zielstrebig den SPD-Ortsverein. 1952 hatte die politische Ämter-Laufbahn Oskar Köglers mit der Wahl in den Kreistag des damaligen Landkreises Cham begonnen. 1956 wurde er in den Further Stadtrat gewählt, dem er bis zu seinem Ausscheiden 1984 angehörte. 1961 kandidierte er für den Bundestag, 1962 für den Landtag. „Du hast keine Chance, aber nutze sie.“ Diesen (späteren) Achternbusch-Spruch hatte Kögler schon vorgelebt: Zwar beide Male ohne Erfolgsaussichten kandidiert, dabei nur knapp gescheitert – und sich treu geblieben.

Beruflich hatte Kögler zwei Standbeine, die ihm bei allem Arbeitsaufwand auch Unabhängigkeit sicherten: Als Radio- und Fernsehtechniker gründete er ein Elektrofachgeschäft und war zudem von 1952 bis 1980 beim Bayerischen Rundfunk in der Abteilung Sendetechnik Stationsleiter der Sendeanlage am Hohen Bogen.

Kögler arbeitete „ohne politische Scheuklappen“ (Hans-Jürgen Bernhardt) 32 Jahre als Fraktionsvorsitzender oder als Referent für Sport, Jugend, Schule und Gesundheitswesen sowie in vielen Further Vereinen zum Wohle der Further Bürger, wofür er 1993 mit der Further Bürgermedaille geehrt wurde. Ein ungewöhnliches Beispiel konnten die SPD-Genossen bei Köglers 80. Geburtstagsfeier erleben, als der ehemalige Landrat und Staatssekretär Dr. Max Fischer (CSU) als Köglers Laudator auftrat zum Dank dafür, dass Kögler als Gast einmal kurzfristig die Versammlungsleitung bei einer Further CSU-Veranstaltung an sich gerissen hatte und damit Dr. Fischer vor Schlägen bewahrte.

In dem gemeinsam von Bürgermeister Macho sowie von den drei Fraktionsführern unterzeichneten Nachruf auf Oskar Kögler hieß es u.a.: „Besonders dankbar sind wir ihm für sein Engagement im Bereich des Sports und für den Erhalt des Städtischen Krankenhauses.“

Außerdem galt seine große Sorge der Aussöhnung mit dem Nachbarland Tschechien. Bis zu seinem Tod arbeitete er in einem entsprechenden Arbeitskreis der Oberpfalz-SPD mit. Das Engagement kam nicht von ungefähr: Mit 14 Jahren musste Oskar Kögler wegen der Weltwirtschaftskrise das Chamer Gymnasium verlassen und trat eine Lehre in Prag an. Fünf Jahre blieb er dort, erwarb sich Sprachkenntnisse und las bis zum Schluss tschechische Zeitungen. Die Equipe-Wanderung von Klenci zur Further Kreuzkirche rief Kögler wieder ins Leben, weil es ihm vor allem um die Wiederentdeckung der Nachbarschaft zwischen Bayern und Böhmen und die Begegnung der Menschen ging.

 

Im Bundestagswahlkampf 1961 besuchte Willy Brandt Furth im Wald

 

 




Hans-Jürgen Bernhardt – ein Pragmatiker für Further Belange

Als am Sonntag, 15. Juni 1975 um 9.30 Uhr im Gasthaus „Zum Bay“ der damalige Realschullehrer Hans-Jürgen Bernhardt einstimmig bei einer Enthaltung zum SPD-Ortsvorsitzenden gewählt wurde, trat er kein leichtes Erbe an:

Oskar Kögler hatte nach 25 Jahren nur sein Amt abgegeben, er selber war noch als Bernhardts Stellvertreter aktiv, ebenso noch als Stadt- und Kreisrat. Dazu kamen in der Folge von „68“ in den Siebziger Jahren mehrmals aufmüpfige Jusos besonders bei den Neuwahlen 1977. Und geteilt waren auch damals die Meinungen zu den Grünen... Außerdem war die Further SPD in Sachfragen ein Spiegelbild der Further Bürgerschaft: In Fragen der Südumgehung gespalten.

Ansonsten aber herrschte Einigkeit, am deutlichsten bei dem Lokalthema Krankenhaus und bei dem Thema der Region „WAA“, sorgten beide Themen jeweils für einen vollen Postgartensaal. 1986 sprach der Schwandorfer Landrat Hans Schuierer über „die WAA in Wackersdorf“. In Sachen Krankenhaus war man sich ohnehin über Parteigrenzen hinweg einig: Bernhardt und Kögler waren hier die SPD- Zugpferde. Jedenfalls war die Further SPD unter Vorstand Bernhardt dafür verantwortlich, dass die Grenzstadtgenossen im Landkreis Spitze waren. „Die Further SPD habe dazu mit beigetragen, dass in den letzten zehn Jahren immer beste oder zweitbeste Wahlergebnisse in den Städten des Landkreises zustande kamen.“ (Bayerwald-Echo vom 23.4.1987)

Was Wunder, dass da der Vorsitzende selber einmal an die vorderste Wahlkampffront musste: Hans-Jürgen Bernhardt, Stimmenkönig bei den Stadtratswahlen, kandidierte als Listenkandidat 1993 für die Landtagswahl und 1996 für die Landratswahl – in einem „schwarzen“ Landkreis mit dem gleichen Ausgang wie Oskar Kögler. Inzwischen hatte man aber im Landkreis mit Max Brandl erstmals seit 1947 einen eigenen SPD-Landtagsabgeordneten.

Das Südumgehungsthema wurde „salomonisch“ gelöst: 1990 und 1996 (bis 2002) gab es quasi als Vorläufer von Rot-Grün eine „Liste UMWELT“, die jeweils von SPD und Grünen gesponsert wurde und mit Heinrich Blab einen Stadtrat stellte. Daneben gab es neben den allgemeinen bundes- und landespolitischen Themen auch Lokalspezifisches: z.B. informierte Manfred Brückl über Möglichkeiten der Verkehrspolitik in der Grenzstadt. Angepackt wurde unter Bernhardt auch der Zusammenhalt durch geselliges Beisammensein: Der Politische Aschermittwoch mit Fischessen zieht seither Genossen auch aus den Nachbarorten nach Furth im Wald, weil man oft für Überraschungen gut ist. Natürlich waren in der Ära Bernhardt alle SPD-Bayern-Bosse in Furth im Wald, es kamen aber auch Bundestagspräsidentin Annemarie Renger und Minister Georg Leber.

Das Stimmenhoch für die Further SPD war 1994 nach dem Krankenhausstreit. Nachher kam noch 1996 der Stress mit der Landratskandidatur. Bernhardt resümierte bei der Amtsübergabe an Hans Pohmer am 27. November 2002: „27 Jahre Ortsvorsitz - das ist eine lange, viel zu lange Zeit. Unter Bundeskanzler Schmid in die SPD eingetreten - da hat man politisch viel erlebt.“ Acht Bundestagswahlen, sechs Landtagswahlen und fünf Kommunalwahlen hat Bernhardt in Furth im Wald als Vorstand organisiert und war dazu 27 Jahre Fraktionssprecher in Furth im Wald und 6 Jahre im Kreistag.

Die SPD-Ortsvorstandschaft 1977 mit Bernd Meißner, Sebastian Scheuer, Hans-Jürgen Bernhardt, Josef Reitmeier, Oskar Kögler, Günter Böhm, Rudi Benner, Adolf Koller. ( von links)

 




Michael Mandl – mit Energie und Engagement für Furth

 

Genau 14 Monate war Hans Pohmer im Amt, als er nach der auch von den SPD-Stadträten mitgetragenen Zustimmung zur Südumgehung sein Amt niederlegte, weil für ihn beschlossene Forderungen der Stadt bei der Zustimmung nicht erfüllt waren. In seine Nachfolge trat am 24. April 2004 im Gasthof Postgarten mit einem eindeutigen Votum von 23 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung Michael Mandl, unbelastet von dem auch innerhalb der SPD schon zwanzig Jahre währenden Südumgehungsdisput.

Prophetisch steht im Protokoll: „Mandl versprach, dass er sein Möglichstes tun werde, um die Further SPD noch mehr ins Gespräch zu bringen.... Als sehr positiv konnte Mandl berichten, dass der SPD-Ortsverein Furth im Wald im letzten Jahr der einzige Ortsverein im Unterbezirk mit Mitgliederzuwachs war.“ Noch mehrmals sollte es bewundernd im Unterbezirk so heißen: Die Further SPD legte – auf Initiative von Mandl - gegen den Trend bei den Mitgliedern zu.

Damit wird auch schon bei Amtsantritt auf Mandls Umtriebigkeit hingewiesen. Bis zum Ende seiner Vorstandschaft am 16. April 2010 war dies das hervorstechendste Merkmal. So bleibt aus sechs Jahren Vorstandstätigkeit ein gefühltes Jahrzehnt Mandl Mich in Erinnerung:

Begonnen hatte dies mit Mandls vergeblicher, aber allseits respektierter Bürgermeister-Kandidatur gegen den amtierenden Bürgermeister Macho, die den Zöllner (mit zwei Meisterbriefen Kfz und Kraftverkehr) 2002 zum Stadtrat machte.

Mandl scheute auch das offene Wort gegen CSU-Größen nicht, als er 2004 dem CSU-Generalsekretär Söder in einem Leserbrief Versäumnisse bei der Ganztagesbetreuung der Schüler vorwarf – damals für die CSU noch ein Bäh-Wort. Nach einem tödlichen Verkehrsunfall an der Kreuzung Äußere Kötztinger Straße/Flugplatzstraße 2004 hakte Mandl beim Straßenbauamt nach. Seither steht auf Mandls Betreiben an der Kreuzung eine Ampelanlage. Vor Ort ging man wie früher auch unter Mandls Führung in die Betriebe, so bei Elotec oder Flabeg. Für Mandl war auch klar: „Die Zoll-Belegsammelstelle in Furth ist ausschließlich ein Erfolg der SPD!“ Nach dem plötzlichen Herztod von Bürgermeister Macho im September 2005 kandidierte Mandl vergeblich zum Bürgermeister.

Mandl ließ aber dann nicht locker, um in mehreren Versammlungen zusammen mit Siegfried Ehrnböck und Josef Rieder das Projekt „1. Further Bürgersolaranlage“ auf den Weg zu bringen, das zu Bürgermeister Machos Zeiten noch abgeblockt worden war, als Bernhardt erstmals eine Bürgersolaranlage ins Gespräch brachte.

Der Drachenstich war für die Further Genossen auch der ideale Zeitpunkt, um sich hochrangige PolitikerInnen einzuladen: So die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, die Staatssekretärin Karin Roth oder den designierten SPD-Landesvorsitzenden Florian Pronold.

Mit seiner direkten Art schaffte es Mandl 2008 sogar in den ARD-“Bericht aus Bonn“, als seine Stellungnahme unter den vielen aufgenommenen Interviews am Rande einer Wahlkundgebung mit SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier als einzige ausgestrahlt wurde. 2009 zogen dann Veranstaltungen mit LBV-Heribert Mühlbauer eine Vielzahl von Interessenten an.

 




Wera Müller - das soziale Gewissen der Stadt

Nach dem Rücktritt Michael Mandls 2010 übernahm die bisherige Stellvertreterin Wera Müller sein Amt.

Wera Müller zog 1990 für die SPD in den Stadtrat ein und brachte gleich ihre Stärke, die Sozialpolitik als Sozialreferentin zur Geltung, was ihr bald großes Ansehen brachte. Als sie mit ihrem besonderen Engagement für Behinderte begann, wusste sie nicht, was daraus alles entstehen würde. Neben vielen Gruppen und Veranstaltungen, die sie ins Leben gerufen hat, hatte die sogenannte „Kontaktgruppe“ einen besonderen Stellenwert. Sie bekam dadurch vor allem eine große Familie geschenkt, erzählt sie heute. „Die Leute sind so herzlich, grundehrlich, fürsorglich und voller Mitgefühl. Es ist schön, wie sie miteinander umgehen und sich umeinander sorgen, etwa wenn jemand krank ist“, sagte sie in einem Zeitungsinterview. „Und es ist immer lustig bei uns.“

Über ihr politisches Wirken hinaus engagierte sie sich beim Frauenbund, als Elternbeiratsvorsitzende in Grund- und Realschule, und im Projekt „Jana“, das die Prostituierten im nahen Tschechien schützen sollte. Wera Müller zog 2008 in den Kreistag ein und wurde Behindertenbeauftragte des Landkreises Cham.

Eine der höchsten deutschen Auszeichnungen wurde der Further SPD-Vorsitzenden Wera Müller am Tag der deutschen Einheit im Jahr 2012 verliehen. Im Schloss Bellevue in Berlin zeichnete sie Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus. 

Wera Müller wurde vom Bundespräsidenten als Furths "soziales Gewissen“ gewürdigt. Ihr Einsatz für die Kontaktgruppe für behinderte und nichtbehinderte Menschen, die "unBehinderten Kulturtage“, Treffen von behinderten Menschen der Partnerstädte Furth im Wald und Domazlice und das Engagement um den "Förderkreises Jana“ wurden gewürdigt. Zusammen mit Müller erhielten unter anderem Dr. Hannemor Keidel (Vizepräsidentin TU München), Meret Becker (Schauspielerin), Freya Klier (Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung), Professor Otto Lührs (Wissenschaftler) und Dr. Fritz Pleitgen (Journalist) die hochrangige Auszeichnung. 

Der Bundespräsident Joachim Gauck ehrt am 4. Oktober anlässlich des Tags der Deutschen Einheit 35 Bürgerinnen und Bürger für ihr außerordentliches Engagement mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Gauck lädt die 19 Frauen und 16 Männer aus allen Bundesländern ins Schloss Bellevue ein und dankt Ihnen dafür, dass sie sich vorbildlich in unsere Gesellschaft einbringen. Sie sind im sozialen, gesellschaftspolitischen, künstlerischen und kulturellen Bereich aktiv oder engagieren sich in der Wissenschaft, in der Wirtschaft und im Umweltschutz.

 

 




2019: Der Generationswechsel ist gelungen, Jenny Dietl übernimmt das Amt von Wera Müller

 

Am 18. Dezember 2019 fanden die Neuwahlen für die Vorstandschaft des Ortsvereins statt. Das Nebenzimmer des Hotel Fellner war sehr gut gefüllt. Über die Hälte der Further SPD-Mitglieder war gekommen.

Nach der Begrüßung durch die Ortsvorsitzende Wera Müller und einen Rückblick auf die Aktivitäten des OV, sprach unser Landratskandidat Sebastian Meier ein Grußwort, in dem er verdeutlichte, warum er als Landratskandidat antritt. Daraufhin folgte der Kassenbericht und die Entlastung der Vorstandschaft. Im Anschluss standen die Neuwahlen an. Die neue Vorstandschaft setzt sich zusammen aus:

 

1. Vorsitzende Jennifer Dietl,

2. Vorsitzender Siegfried Ehrnböck,

Kassiererin: Silke Schell,

Schriftführerin: Monika Friedl,

Beisitzer: Jürgen Kögler Junior, Evi Schmidt, Herbert Breu, Johann Pohmer und Wera Müller.

In einem Zeitungsinterview stellte sich Jenny Dietl der Öffentlichkeit vor:

 

 

 




Vorsitzende des Further SPD-Ortsvereins --- eine Übersicht


1909

Valentin Silberhorn

 

1910

Xaver Regner

 

1911

Josef Rank

 

1916

Philipp Margeth

1. Weltkrieg 1914-1918

1919

Josef Federl

Friedrich Ebert ist Reichspräsident

1927

Johann Hastreiter

 

1929

Philipp Margeth

 

1933

Andreas Rosnitschek

Hitler verbietet SPD; 2. Weltkrieg 1939-1939

1945

Philipp Margeth

Margeth wird als Bürgermeister eingesetzt

1950

Oskar Kögler

1954: Viererkoalition in Bayern mit SPD-Führung

1959

Sebastian Späth

1952-1964: Alfred Peter ist Bürgermeister

1960

Oskar Kögler

1969-1974: Willy Brandt ist Bundeskanzler

1975

Hans-Jürgen Bernhardt

1974-1983: Helmut Schmidt ist Bundeskanzler

2003

Johann Pohmer

1998-2005: Gerhard Schröder ist Bundeskanzler

2004

Michael Mandl

 

2010

Wera Müller

 

2019

Jenny Dietl